Wenn ein Unternehmen eine Maschine für einen ausländischen Standort kauft, über wessen Bücher sollte die Finanzierung laufen: über die Mutter in Deutschland oder die Auslandstochter?
Das sollte möglichst über ein Tochterunternehmen in dem jeweiligen Land erfolgen. Auch der Finanzierungsgeber sollte dort vertreten sein. So entsteht ein Vertrag nach lokalem Recht, mit dem die Muttergesellschaft kein Haftungsrisiko eingeht. Voraussetzung dafür ist, die Finanzierung im Zielland juristisch einwandfrei zu gestalten. Dafür müssen Unternehmen die steuerlichen und rechtlichen Bedingungen im jeweiligen Land kennen. Bei grenzüberschreitenden Finanzierungen muss man nicht nur in China, sondern auch in der EU viele teils komplexe Regeln, vor allem auch steuerlicher Art, beachten.
Ist das etwas, das in Zukunft noch wichtiger wird – die Gründung von ausländischen Tochtergesellschaften? Etwa wenn wir an die America-first-Politik von Donald Trump denken?
Ja, genau. Allerdings muss man dazu sagen: USA ist nicht gleich USA. Ein Automobilzulieferer sollte sich nicht nach Kalifornien orientieren. Der muss dahin gehen, wo auch seine Kunden sind, also eher nach Michigan, Ohio oder Indiana. Die Standortwahl ist also sehr wichtig, auch im Bezug auf verfügbares Personal. Wir haben mit unseren US-Business-Partnern ein Netzwerk an Experten in den USA, die nicht nur bei der Finanzierung, sondern auch bei Gründung, Standortsuche und Recruiting beraten. Da können wir die Unternehmen wirklich sehr früh und sehr umfassend abholen.
In Deutschland gibt es ein großes Angebot an Fördermitteln für Investitionen. Wie ist es im Ausland?
In vielen Ländern gibt es ähnliche Förderprogramme, zum Beispiel für Investitionen in den Klimaschutz und Energieeffizienz. Solche Programme sollten ein wichtiger Bestandteil der Finanzierung sein. Diese Möglichkeiten nicht zu nutzen, wäre ein Fehler. Ganz wichtig ist also, sich einen Überblick über die diversen Fördertöpfe zu verschaffen. Auch hier ist Know-how vor Ort gefragt. Schließlich sind viele Förderprogramme nur für eine bestimmte Zeit ausgelegt.
Sie haben kulturelle Unterschiede schon angesprochen. Welche Rolle können diese tatsächlich bei der Finanzierung spielen?
Wir machen immer wieder die Erfahrung, dass es große Unterschiede gibt, selbst wenn die Beteiligten die gleiche Sprache sprechen. Ganz wichtig ist es, Fettnäpfchen zu vermeiden. Deutsche haben den Ruf, sehr direkt zu sein und schnell zur Sache zu kommen. Das kann Gesprächspartnern unhöflich vorkommen. Oft geht es darum, auch durch nonverbale Kommunikation und Small Talk erst einmal Vertrauen aufzubauen.
Und inwiefern profitieren Unternehmen bei der Auslandsfinanzierung von einer guten Bonität in ihrem Heimatland?
Auch da müssen Unternehmen umdenken. Selbst wenn es sich um ein in Deutschland bekanntes und erfolgreiches Unternehmen handelt, sind Banken im Ausland zurückhaltend. Unserer Erfahrung nach muss ein Unternehmen drei Jahre auf einem lokalen Markt vertreten sein, bevor Geldhäuser überhaupt erst bereit sind, über einen Kredit zu sprechen. Jahresabschlüsse nach dem deutschen HGB können ausländische Banken in der Regel nicht analysieren. Zudem können sie zum Beispiel eine Maschine aus Deutschland schlecht bewerten.
Welche Alternativen gibt es dann?
Eine Alternative sind Finanzierungspartner, die sowohl im Ursprungsland als auch im Zielland vertreten sind. Sie kennen das Unternehmen schon seit langer Zeit, können also Bilanzen und Sicherheiten besser einschätzen. So können sie aufgrund ihrer Erfahrung eine attraktive lokale Finanzierung entwickeln.
Ganz konkret: Wie kann die Deutsche Leasing Unternehmen bei einer Auslandsfinanzierung helfen?
Wir haben mehr als 20 internationale Tochtergesellschaften in Europa, den USA, Kanada, Brasilien und China, mit denen wir zu individuellen Herausforderungen bei der Auslandsexpansion beraten. Wir kennen Stolpersteine und Risiken genauso wie landestypische Besonderheiten. Und obwohl wir Deutsche Leasing heißen, können wir auch Finanzierungen mit Darlehen oder Mietkauf in diesen Ländern anbieten – immer nach lokalem Recht und immer mit zwei lokalen Vertragspartnern.