Was CFO von morgen leisten müssen
Zentrale Grundlage für die erfolgreiche Arbeit von CFOs und damit Unternehmen aller Größe sind die richtigen Daten als Basis. Doch das zunehmend volatile wirtschaftliche und politische Umfeld macht eine flexiblere Unternehmensplanung Tag für Tag schwieriger. Im schlimmsten Fall haben CFOs zwar viele Daten vorliegen, doch werden sie von der Flut der Informationen regelrecht erdrückt. Anders formuliert: Wenn die Prozesse, mit denen die Daten verarbeitet, analysiert und für die strategische Planung genutzt werden sollen, nicht auf der Höhe der oder besser vor der Zeit sind, gerät den CFOs das Ruder schnell aus der Hand. Die Beratungsgesellschaft PwC wirbt für daher für „Predictive Enabled Steering“: „Um die Finanzfunktion nicht durch Zusatzaufwand zu überlasten, müssen bestehende Prozesse verschlankt und weitgehend automatisiert werden.“ Damit dies gelingt, müssten die entsprechenden technischen und auf die Beschäftigten bezogenen Grundlagen geschaffen sowie bestimmte Erfolgsfaktoren berücksichtigt werden.
Die Digitalisierung wirkt sich auf das gesamte Unternehmen aus. In der Finanzabteilung werden mehr Daten erhoben, geliefert und interpretiert. Viele Tätigkeiten werden automatisiert. Damit haben CFOs und ihre Mitarbeiterinnen sowie Mitarbeiter mehr Zeit, Daten zu interpretieren, Strategien zu entwickeln und Veränderungen voranzutreiben. Aufgrund der Echtzeit von Information lassen sich schon früh Entwicklungen und Trends reagieren, auf die das Unternehmen früher reagieren kann.
Mithilfe von „Data Analytics“ lassen sich große Datenmengen verarbeiten. Konzentrierte sich die Arbeit von CFO bisher eher auf den Blick auf dem Rückspiegel, um Zahlen für abgelaufene Perioden zu erheben, richtet sich ihr Blick nun stärker in die Zukunft: Mithilfe von „Predictive Analytics“ lassen sich Daten zukunftsorientiert interpretieren und Prognosen für die Zukunft erstellen.
Manches davon ist noch Zukunftsmusik. Deutsche CFOs packen sich laut der Studie von FTI Consulting selbstkritisch an die eigene Nase, wenn es heißt: „Aufgrund der zunehmenden Komplexität finanzieller Daten und der steigenden Regulatorik bei Berichtspflichten sehen 67 Prozent der Befragten die Notwendigkeit, ihre digitalen Fähigkeiten zu verbessern.“
Mehr Investitionen in neue Datentechnologien – und in die eigenen Beschäftigten
Viele Führungskräfte sehen laut FTI Consulting veraltete Technologien und ineffiziente Tools als zentrale Hürden: „Daher rücken Investitionen in Cloud- Technologien und flexible ERP-Systeme immer stärker in den Fokus, um die Skalierbarkeit und Effizienz der Finanzprozesse zu steigern. Um diese strukturellen Defizite zu überwinden, sind gezielte Change-Management-Strategien sowie Investitionen in Aus- und Weiterbildungen essenziell.“
Mit anderen Worten: Investitionen in Technologien sind eine notwendige Bedingung für künftigen Erfolg am Markt. Hinzukommen muss aber als hinreichende Bedingung der verstärkte Dialog mit den Beschäftigten – und deren Fitmachen für den Change.
Bei dieser Mammutaufgabe sind Chief Financial Officers immer wichtiger. Sie übernehmen heute Aufgaben, die früher nicht zu ihren Kompetenzen zählten. Dazu gehört eine vernetzte Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen. Sie müssen abteilungsübergreifend und interdisziplinär denken und arbeiten. Ihre Arbeit geht heute längst über die reine Finanzfunktion hinaus.
Um ihre Aufgabe in Zukunft erfüllen zu können, benötigen CFOs ein besonderes Verständnis für die digitale Transformation, soziale Kompetenz und ein hohes Maß an Kommunikationsfähigkeit. Wichtig ist auch ein umfassendes Verständnis von Risiken, das weit über die Interpretation herkömmlicher Kennzahlen hinausgeht. Aus der nachhaltigen Transformation, der Digitalisierung und veränderten sowie fragiler werdenden Lieferketten ergeben sich nicht nur Chancen, sondern auch Risiken, die Finanzchefs im Blick haben müssen. Es sind nicht mehr nur reine Finanzthemen wie Zinsänderungen, die Risiken verursachen. Auch plötzliche Markthemmnisse wie die stark erhöhten US-Zölle, Naturkatastrophen oder kriegerische Auseinandersetzungen müssen von vorausschauenden Finanzchefs auf dem Radar beobachtet werden.
Reorganisation der Lieferketten
Viele Unternehmen reorganisieren derzeit, notgedrungen und vorausschauend zugleich, ihre Lieferketten neu. Darunter greift manches Unternehmen zum Nearshoring, also zur Rückverlagerung von Lieferketten. CFO übernehmen eine Schlüsselrolle dabei, damit das Unternehmen besser auf zukünftige Störungen vorbereitet ist. Dazu gehört auch die Analyse der finanziellen Folgen von Lieferausfällen. Hier nutzen sie digitale Technologien, um Analysen automatisiert durchzuführen.
Lange konzentrieren sich Finanzchefs in einem traditionellen Verständnis auf die Kontrolle und Messung von Kosten. Doch nun muss der Blick weit darüber hinausgehen. Die Zukunft wird in großen Teilen in CFO gemessen.
Auch die klimaneutrale Transformation fordert die volle Aufmerksamkeit von CFOs
Jede Firma braucht eine Nachhaltigkeitsstrategie. Das eigene Geschäftsmodell nachhaltig an den ESG-Kriterien auszurichten, ist die Basis für wirtschaftlichen Erfolg. CFOs müsseniese Aufgaben im Reporting berücksichtigten – auch wenn die Pflicht zum Bericht nach jüngsten Reformen auf EU-Ebene nur noch für einen kleinen Kreis von Unternehmen gilt. Nichtsdestotrotz verliert das Thema Nachhaltigkeit dadurch keinesfalls an Bedeutung.
CFOs müssen im verstärkten Maße nichtfinanzielle Facetten unternehmerischen Handelns beobachten, messen und analysieren. Ein gutes Nachhaltigkeitsrating ist wichtig, um günstige Finanzierungsbedingungen zu erhalten. Auch neue Finanzierungsinstrumente, wie zum Beispiel Green Bonds, fallen in den Zuständigkeitsbereich. Nachhaltigkeit ist und bleibt ein zentraler Aspekt für die Arbeit des Finanzvorstandes.