Wie wichtig ist das Thema Nachhaltigkeit bei Ihnen im Unternehmen?
Giehl: Poly-clip ist ein traditionsreiches Familienunternehmen. Wir legen großen Wert auf materialsparende und CO2-reduzierte Lösungen bei unseren Produkten. Dazu prüfen wir auch unsere Lieferkette und setzen stark auf regionale Partner. Mehr als 80 Prozent unserer Lieferanten haben zu unseren Standorten in Hattersheim und Gedern kürzere Wege als 300 Kilometer. Nachhaltigkeit bedeutet bei uns, stets zwei Generationen vorauszudenken.
Wie setzen Sie Nachhaltigkeit im Bereich der Mobilität um?
Giehl: Wir sind ein innovatives Unternehmen und möchten auch beim Fuhrpark neue Technologien ausprobieren. Also haben wir früh angefangen in puncto Dienstwagen und Firmenautoflotte eigene Erfahrungen mit Elektroantrieben zu sammeln. Dies tun wir mit einer ganzen Palette unterschiedlicher Fahrzeuge. Fahrer von Dienstwagen unterstützen wir bei der Anschaffung und Abrechnung privater Wallboxen. Wir setzen außerdem elektrisch angetriebene Shuttle-Fahrzeuge für Gästebeförderungen von und zum Flughafen ein und stellen für unsere Kunden, Lieferanten und Mitarbeitende vor Ort Ladesäulen auf den Firmenparkplätzen beider Werke zur Verfügung. Bis zum Jahr 2030 möchte ich gerne unseren gesamten Fuhrpark auf E-Mobilität umgestellt haben, sofern das technisch möglich ist.
Sie setzen bei der Anschaffung der Elektrofahrzeuge auf Leasing. Aus welchem Grund?
Giehl: Elektroautos sind vergleichsweise neu und es gibt wenig Erfahrung bei der Entwicklung der Restwerte. Beim Leasing können wir mit festen Raten kalkulieren und das Restwertrisiko liegt beim Leasinggeber. Das schafft für uns Sicherheit, gerade in einer Phase des schnellen technologischen Fortschritts bei der Batterie- und Ladetechnik. Außerdem können wir Technologiesprünge mitnehmen und bleiben fortlaufend auf dem aktuellsten Stand. Dafür haben wir nach einem unabhängigen Leasingpartner gesucht, bei dem wir die größtmögliche Auswahl aus Modellen und E-Auto-Herstellern haben. Den haben wir mit der Deutschen Leasing gefunden.
Als Unternehmer müssen Sie auch wirtschaftlich denken. Rechnet sich die Umstellung oder haben Sie den Weg vor allem aus Image- und Nachhaltigkeitsgründen eingeschlagen?
Giehl: Es ist eine Mischung. Ich bin überzeugt davon, dass sich E-Mobilität in den kommenden Jahren durchsetzen wird. Nicht nur aus Umweltaspekten, sondern auch weil sie sich rechnet. Was unseren Fuhrpark angeht, können wir das in einer Analyse, die die Deutsche Leasing für uns gemacht hat, schon heute sehen: Bei den Betriebskosten bin ich mit Elektroautos heute schon günstiger unterwegs als mit Verbrennern. Und was mich besonders freut: Die Analyse zeigt mir auch genau, wie viele CO2-Emissionen ich durch den Umstieg einspare.
Nutzen Sie zum Laden der Elektrofahrzeuge auch selbst erzeugten Strom?
Giehl: Bisher beziehen wir den Ökostrom für die Ladesäulen von unserem regionalen Versorger. Die eigene Erzeugung von Strom ist aber bereits geplant. Heute liegen Amortisationszeiten bei vier bis fünf Jahren, das war vor 10 Jahren noch ganz anders.
Wie gut ziehen Ihre Mitarbeiter bei der Elektro-Mobilitätswende von Poly-clip mit?
Giehl: Sehr gut, aber natürlich mussten wir auch einige überzeugen. Wir haben zum Beispiel ein Event organisiert, bei dem die Mitarbeiter einige Elektroautos Probefahren konnten. Es gab vor allem Bedenken hinsichtlich der Reichweite von E-Autos, gerade im Bereich der leichten Nutzfahrzeuge für unsere Servicetechniker. Sie bewegen sich in einem Radius von gut 350 Kilometern. Die Fahrzeuge haben eine Lager- und Werkstatt-Innenausstattung, werden dadurch schwerer, und das kostet Reichweite. Ob und wie gut das rein elektrisch funktioniert erproben wir gerade in einem Pilotprojekt. Bei allen anderen Firmenwagen ist die Reichweite aber kein Thema, zumal wir inzwischen an unseren Standorten gut 50 Ladesäulen haben.
Und wie reagieren Ihre Kunden und Geschäftspartner auf den Umstieg?
Giehl: Ganz überwiegend sehr positiv. Vor allem Lieferanten wissen es zu schätzen, dass sie die Akkus ihrer eigenen Elektroautos aufladen können, während sie bei uns sind.
Wie fällt also Ihr Fazit zu Elektroautos im Fuhrpark aus?
Giehl: Es ist zu früh, um das abschließend beantworten zu können. 2023 waren wir in der Pilotphase des Projekts. Aber so viel vorab: Alle die bisher im E-Fahrzeug unterwegs sind, haben Spaß am Fahren und sind positiv überrascht. Und bisher ist noch niemand liegen geblieben. Deshalb freue ich mich darauf, unseren Fuhrpark 2024 gemeinsam mit der Deutschen Leasing noch weiter zu elektrifizieren.