Wann ist eine Website barrierefrei?
Eine Website ist barrierefrei, wenn sie so gestaltet ist, dass alle Menschen ungeachtet körperlicher oder technischer Einschränkungen diese problemlos nutzen können:
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Für sehbehinderte Nutzer sollte die Website mit Screenreadern kompatibel sein. Sie sollte alternative Texte für Bilder anbieten und eine klare, kontrastreiche Farbgestaltung haben.
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Für hörbehinderte Nutzer sollten Videos untertitelt oder transkribiert bereitgestellt werden.
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Für User mit motorischen Einschränkungen sollte die barrierefreie Website vollständig über die Tastatur bedienbar sein.
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Die Texte sollten, zumindest auf B2C-Seiten, auch für Menschen mit Leseschwierigkeiten und Nicht-Muttersprachler verständlich sein. Die verwendete Sprache sollte dabei klar und einfach sein.
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Die Website sollte auf verschiedenen Geräten funktionieren, auf Smartphones genauso wie auf Tablets und Desktop-Computern.
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Die Textgröße sollte problemlos anpassbar sein, ohne dass darunter die Funktionalität der Website leidet.
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Die Website sollte auf allen gängigen Browsern erreichbar sein, die die jeweilige Zielgruppe nutzt. Außerdem sollte der jeweilige Internet-Auftritt mit unterstützenden Technologien wie Screenreadern kompatibel sein.
Expertin Adamek weiß aus Erfahrung, wo bei bestehenden Webseiten meist die größten Barrieren verbaut sind: „Bei bestehenden Websites ist die Gefahr groß, dass die Barrierefreiheit nicht auf allen Unterseiten umgesetzt wird. Beispielsweise sollten Links sprechend – also verständlich und aussagekräftig formuliert – sein. Dies ist eine Aufgabe, die man händisch durcharbeiten muss.
Ein Beispiel: Ein Button heißt ,Kontakt‘ und führt auf eine Kontaktseite. Hier muss ein Hinweis hinterlegt werden, dass der Button zur Kontaktseite führt. Er könnte ja auch das E-Mail-Programm öffnen oder nach unten zu einem Formular scrollen. Des Weiteren gibt es Website-Systeme, die ein Upgrade auf Barrierefrei nicht zulassen. Man muss von Fall zu Fall prüfen, welche Vorgehensweise sinnvoll ist.“
Der barrierefreie Umbau der Website ähnelt einer Rund-um-Haus-Sanierung
Mit anderen Worten: So ganz lapidar ist die Sache nicht. Gerade Unternehmen mit weitverzweigten Webshops erledigen diese Aufgabe mal nicht eben so im Vorbeigehen. Vor diesem Hintergrund ist die Zeit bis zum finalen Inkrafttreten des Gesetzes Ende Juni nicht mehr allzu lang. Kim Adamek: „Ich empfehle Website-Betreibern daher, sich zeitnah zu kümmern, um pünktlich eine saubere Lösung zu erwirken. Wenn der Andrang bei den fähigen Agenturen und Freelancer hoch ist, kann eine fristgerechte Umsetzung erfahrungsgemäß nicht mehr garantiert werden.“
Sie vergleicht den Aufwand mit der Renovierung eines Hauses: „Stellen Sie sich vor, Sie möchten ein bestehendes Haus barrierefrei umbauen. Wenn es sich um ein kleines Einfamilienhaus mit wenigen Zimmern handelt, geht das schnell – Türen verbreitern, Rampen einbauen, Badezimmer anpassen. Doch bei einem großen Mehrfamilienhaus mit vielen Stockwerken, langen Fluren und zahlreichen Wohnungen dauert der Umbau deutlich länger, da jeder Raum und jede Funktion angepasst werden müssen.“
Praktische Tools zum schnellen Check bestehender digitaler Hürden
Wer in Sachen Barrierefreiheit noch nicht aktiv geworden ist, sollte das jetzt in Angriff nehmen. Starten könnte das Projekt mit der Bestandsaufnahme, wo überhaupt der Schuh drückt. Um zu überprüfen, ob eine Website barrierefrei ist, sind verschiedene Tools hilfreich: WAVE (Web Accessibility Evaluation Tool) beispielsweise scannt die betreffende Website systematisch und zeigt Anmerkungen zur Verbesserung der Barrierefreiheit an, die direkt umsetzbar sind. Barrierefreiheit Test von Experte.de testet 41 Merkmale in acht Kategorien der Barrierefreiheit, etwa Kontraste, Navigation oder Alternativtexte. Pagespeed Insights von Google schließlich checkt die Geschwindigkeit einer Webseite auf allen Endgeräten – denn auch fehlendes Tempo kann eine große Hürde darstellen. Und wer dafür noch Zeit hat, holt sich parallel per Kurzumfrage die Meinung von echten Betroffenen ein – etwa Menschen mit Sehbehinderung.