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Deutschlands Wirtschaft wächst 2025 nur gering

Deutschlands Wirtschaft wächst 2025 nur gering

Deutschland braucht Reformen

Die deutsche Wirtschaft stagniert, während die Weltwirtschaft wächst. Hohe Kosten und Bürokratie belasten die Industrie hierzulande. Ohne Reformen wird Deutschland die Stagnation nicht überwinden.

Erfahren Sie in unserem Artikel:

  • Die Folgen einer neuen US-Wirtschaftspolitik werden für Deutschland und Europa erst langfristig spürbar.
  • Viele strukturelle Probleme muss die hiesige Politik adressieren, etwa dringend notwendige/überfällige Investitionen in Infrastruktur, den Abbau von Bürokratie und die Reform der Unternehmenssteuern.
  • Sonst droht ein weiterer Verlust der Wirtschaftskraft: Vier von zehn Unternehmen wollen 2025 weniger investieren. Auf ein Unternehmen, das Stellen aufbaut, kommen zwei, die Stellen abbauen.

Deutschlands Wirtschaft tritt auf der Stelle. Daran wird sich nach derzeitigem Stand auch im gerade erst begonnenen Jahr wenig ändern. So rechnen die Volkswirte der DekaBank mit einem Wachstum der deutschen Volkswirtschaft von nur 0,4 Prozent. Auch Europa hinkt mit einem prognostizierten Wachstum von 1,2 Prozent dem weltweiten Wirtschaftswachstum von 3,2 Prozent hinterher. Chinas Wirtschaft wird um 4,8 Prozent zulegen, die der USA um 1,8 Prozent, aber auch der ostasiatische Wirtschaftsraum zählt zu den wachstumsstarken Ländern. „Die Weltwirtschaft erfährt erhebliche Strukturveränderungen, aber sie funktioniert“, beobachtet Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank.

Den derzeit großen Unsicherheiten in den Bereichen Geo- und Handelspolitik stehe eine stabile makroökonomische Konstitution der Weltwirtschaft gegenüber. „Wir haben eine Krise der Politik, keine Finanzkrise“, ist Kater überzeugt. Seiner Ansicht habe die Wiederwahl von Donald Trump zum US-Präsidenten verkraftbare Folgen für die Konjunktur in den kommenden Jahren. „Der unmittelbarste Einflussfaktor für das Wachstum und die Inflation ist die Handelspolitik“, sagt Kater.

Folgen von Trumps Politik zeigen sich erst langfristig

Die Konjunkturexperten der DekaBank rechnen im ersten Halbjahr 2025 mit Importzöllen der US-Regierung für einzelne Branchen, die aber im Durchschnitt geringer seien als die angekündigten 10 Prozent gegenüber der europäischen und 60 Prozent gegenüber der chinesischen Volkswirtschaft. Kater geht davon aus, dass Trump vielmehr wie geplant Steuern für US-Unternehmen senken werde. Weitere in Aussicht gestellte Maßnahmen, etwa zur Migration oder zur Deregulierung der US-Wirtschaft, würden hingegen erst in einem oder zwei Jahren ihre ökonomische Wirkung entfalten.

Die Zollerhöhungen hätten zwar einen negativen Effekt auf das Wirtschaftswachstum in Europa, betonen die Deka-Volkswirte. Allerdings sei das Ausmaß überschaubar, solange die Auseinandersetzungen sich nicht zu einer Zollspirale ausweiteten. Die tatsächlichen wirtschaftlichen Folgen einer durchgreifenden Verwirklichung der Trump-Agenda würden sich erst über viele Jahre hinweg zeigen. Für Europa sei allerdings der Außenhandel nicht das entscheidende Thema: „Mehr Wachstum kann in Europa nur durch eine Reform der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen erreicht werden“, sagt der Deka-Chefvolkswirt.

„Der Wirtschaftsstandort Deutschland ist ein Sanierungsfall.“ Wäre Deutschland ein Unternehmen, es hätte seine Fähigkeit zum Wachstum verloren und müsste sich grundlegend neu aufstellen.

Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater

Deutschland verliert den Anschluss

Für 2025 prognostizieren die Volkswirte des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands DSGV zwar weiterhin eine Erholung, vor allem durch eine Belebung des Konsums, die zum Teil wiederhergestellte Kaufkraft der Einkommen bei Lohnzuwächsen und gleichzeitig langsamer steigenden Preisen. „Aber die Bäume wachsen auch hier nicht in den Himmel“, schreiben sie in ihrer jüngsten Information zur Wirtschaftslage.

Und so verschärft jede Art von handelspolitischen Maßnahmen die schwierige Situation der Wirtschaft, allen voran die von wichtigen Industriesektoren wie der Automobil-, der Stahl- und der Aluminiumindustrie.
Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater sagt bewusst hart: „Der Wirtschaftsstandort Deutschland ist ein Sanierungsfall.“ Wäre Deutschland ein Unternehmen, es hätte seine Fähigkeit zum Wachstum verloren und müsste sich grundlegend neu aufstellen. So verliere die Bundesrepublik etwa im internationalen Vergleich immer mehr den Anschluss und weise immer größere Rückstände vor allem im Hinblick auf Infrastruktur und Technologie auf.

Investitionen in der Bauindustrie gehen weiter zurück

Auch das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) geht davon aus, dass die wirtschaftlichen Probleme 2025 unverändert weiterbestehen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Bauwirtschaft: Fast drei Jahre nach dem Energiepreisschock bremsen nach wie vor hohe Bau- und Finanzierungskosten die Neubauaktivitäten aus. Die Bauinvestitionen sind nach Angaben des IW 2024 um fast vier Prozent gefallen, 2025 wird es mit einem Rückgang von mehr als zwei Prozent nicht besser.

Die Lage der Industrie sei alarmierend, lautet die Bestandsaufnahme der Experten. Ihre Diagnose: Deutschland verliere immer weiter an Wettbewerbsfähigkeit, weil Arbeit und Energie in Deutschland besonders teuer und die Bürokratie besonders groß seien. Daher könnten Industrieunternehmen immer weniger mit den Preisen der ausländischen Konkurrenz mithalten. Die Erzeugerpreise für gewerbliche Produkte seien seit 2020 um 40 Prozent gestiegen, die deutschen Exportpreise im gleichen Zeitraum um rund 20 Prozent. Die prekäre Lage zeigt sich auch bei den Investitionen. Vier von zehn Unternehmen wollen 2025 weniger investieren.

Deutschland leidet unter „schwerwiegender Strukturkrise“

„Das ist schon lange keine konjunkturelle Verstimmung mehr, sondern eine schwerwiegende Strukturkrise“, sagt IW-Konjunkturchef Michael Grömling. Er hält Reformen für zwingend notwendig: „Die kommende Bundesregierung darf keine Zeit verlieren, den Standort Deutschland wieder wettbewerbsfähig zu machen.“ Dazu gehöre eine Unternehmenssteuerreform, Anreize für eine Ausweitung des Arbeitsvolumens, Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung sowie der Abbau unnötiger Bürokratie.

Die Lage der deutschen Wirtschaft zeigt sich auch immer stärker auf dem Arbeitsmarkt – die Arbeitslosenquote stieg zum ersten Mal seit acht Jahren wieder auf über sechs Prozent. Auch 2025 wird es voraussichtlich nicht besser, zeigt die neue IW-Konjunkturumfrage, für die das Institut 2.000 Unternehmen befragt hat: 38 Prozent von ihnen planen, im neuen Jahr Stellen abzubauen. Nur 17 Prozent wollen mehr Mitarbeitende einstellen. Die Beschäftigungsaussichten sind damit so schlecht wie seit der globalen Finanzkrise 2009 nicht mehr.

Stellenabbau bleibt groß in der Industrie

Besonders schwierig bleibt die Lage in den Industriebetrieben: Während nur 14 Prozent neue Mitarbeitende einstellen wollen, planen dagegen 44 Prozent der befragten Industriefirmen, Stellen abzubauen. Wenig zuversichtlich sind auch Dienstleister: Sie hatten in den vergangenen Jahren den Arbeitsmarkt stabilisiert, jetzt wollen auch hier 35 Prozent der Unternehmen ihr Personal reduzieren. Nur 23 Prozent der Dienstleister planen in diesem Jahr, zusätzliche Mitarbeitende einzustellen. 

Insgesamt steht Deutschland damit ein schwieriges Jahr 2025 bevor. Die unsichere weltpolitische Lage, geringe Investitionen, mehr Stellenabbau – all das ist keine Mischung, die auf hohe Wachstumsraten hoffen lässt. Doch es gibt auch Lichtblicke. Die Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland haben Politik und Unternehmen zu großen Teilen selbst in der Hand. Und zwar durch konsequentere Innovationen und Investitionen.

Fazit

Oft fiel dazu um den Jahreswechsel der Begriff der „Rahmenbedingungen“. Ein stabiles politisches Umfeld und ein attraktives Investitionsklima waren Faktoren, die Deutschland lange Zeit ausgezeichnet haben – und die eine neue Bundesregierung gemeinsam mit der Finanzwirtschaft und der Realwirtschaft wiederherstellen kann. Nicht mit Subventionen, sondern vielmehr mit dem geforderten Bürokratieabbau, mit geringeren Arbeits- und Energiekosten und mit eigenen Investitionen der öffentlichen Hand. Denn eins muss allen klar sein: Ohne Investition kann es auch keine erfolgreiche Transformation geben.

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