Welche Bedeutung hat das neue Logistikzentrum für die FRICKE Gruppe?
Fricke: Einst gegründet als regionaler Landtechnik-Händler in Niedersachsen, sind wir heute ein weltweit tätiges Unternehmen mit rund 1,4 Milliarden Euro Umsatz. Gut zwei Drittel unseres Umsatzes erzielen wir mit dem Vertrieb von Ersatzteilen, Reparaturteilen oder Zubehör. Und das längst über die deutschen Grenzen hinaus. In Österreich und den Niederlanden sind wir seit 2001 tätig, Frankreich, Belgien, Italien und Polen starteten 2005, Spanien 2011. Jeweils kleine Lager in jedem dieser Märkte zu errichten, hätte keinen Sinn gemacht. Dafür ist unser Artikelbestand mit mehreren Hunderttausend Artikeln einfach zu groß. Die durchschnittliche Lebensdauer eines Traktors hier in Deutschland liegt bei 17 bis 18 Jahren, in etwa doppelt so lang wie beim Auto. Allein daher benötigen wir viel mehr Ersatzteile als etwa die Autobranche. Hinzu kommt die sehr viel größere Produktvielfalt in der Agrartechnik – wir haben viel mehr Maschinentypen, die wir bedienen müssen. Verschärfend ist der Zeitfaktor: Einen privaten Autofahrer können Sie in der Werkstatt vielleicht ein paar Tage vertrösten, einen Landwirt aber nicht.
Warum nicht?
Fricke: Wir müssen sicherstellen, dass die bestellen Artikel schnellstmöglich zu unseren B2B-Kunden in die Werkstätten gelangen. Jeder Tag Ausfall, an dem etwa ein Traktor wegen eines fehlenden Reparaturteils nicht zurück auf den Acker kann oder ein Mähdrescher nicht aufs Weizenfeld, bedeutet für die Landwirte viele Tausend Euro Verlust. Daher haben wir uns neben dem Zentrallager in Heeslingen für den zweiten Standort im Saarland entschieden. So ist sichergestellt, dass künftig Kunden auch aus Spanien oder Frankreich, die heute bestellen, Morgen die notwendigen Ersatzteile in die Werkstatt bekommen. Mit dem Standort in Tholey verkürzen wir die Strecke zu den Logistik-Hubs für die Märkte im Süden Europas. Die kürzeren Wege sind auch im Sinne der Umwelt. Heute werden beispielsweise rund 70 Prozent unserer Sendungen nach Frankreich geflogen, das brauchen wir künftig nicht mehr. Zugleich sichern wir mit diesem zweiten Lager, das am Ende rund 600 neue Arbeitsplätze schafft, unser zukünftiges Wachstum ab und stärken unsere Resilienz als Gruppe.